Zum Hauptinhalt springen

Mein Verband

Visionen. Motive. Menschen.

Aktuelle Meldungen

Im Interview: Primary Care Managerin der ersten Stunde

Cathrin Homölle gehört zu den ersten Absolventinnen des neuen PCM-Studiengangs. Im Interview berichtet sie von ihrer Motivation, von Hürden und Zukunftsplänen. 

Sie hat keine Scheu vor Neuem und vor der Herausforderung: Cathrin Homölle (46), MFA und VERAH in der Hausarztpraxis „Ärzte am Schilden“ in Metelen, gehörte zu den ersten, die 2022 als Teil der so genannten „erste Kohorte“ in den neu gegründeten Studiengang zur Primary Care Managerin an der FOM in Dortmund einstieg. Und nun sie gehört zu den ersten Absolventinnen: In diesem Sommer konnte sie ihr Studium erfolgreich abschließen und hat ihren Bachelor in der Tasche.

 

 

 

 

 

Cathrin Homölle hat ihren Bachelor als Primary Care Managerin in der Tasche. (Foto: Ärzte am Schilden)

Sie sind eine der ersten Primary Care Managerinnen in Deutschland. Was war für Sie die Motivation, das Studium zu starten?

Cathrin Homölle: Ich fand es spannend, dass in diesem Studiengang Medizin und Praxismanagement kombiniert wurden. Mein Chef, Michael Niesen, hat mich damals auf die Möglichkeit dieses Studiums hingewiesen und ich war sofort interessiert. Ich wollte schon länger eine Weiterbildung machen, die meine beruflichen Möglichkeiten erweitert und die ich direkt im Praxisalltag nutzen kann. Besonders bei meinen Hausbesuchen konnte ich das medizinische Wissen aus dem Studium gut anwenden, aber auch Fächer wie Praxismanagement und Casemanagement haben mir geholfen, meine Arbeit besser zu organisieren und die Patientenbetreuung zu verbessern.

"Wir hatten das Gefühl, wirklich etwas Neues mitzugestalten."

Ein Studium parallel zum Berufsalltag ist eine Herausforderung. Hatten Sie keine Angst vor der Doppelbelastung? Wie haben Sie das geschafft und organisiert?

Ein Studium parallel zum Berufsalltag zu machen, ist definitiv eine Herausforderung. Aber die Aussicht auf diese Doppelbelastung hat mich nicht abgeschreckt. Die digitale Organisation der Vorlesungen und Klausuren hat es mir deutlich leichter gemacht, alles unter einen Hut zu bekommen. Besonders wichtig war dabei der Rückhalt meiner Familie, auf die ich mich jederzeit verlassen konnte. Dank meiner Teilzeitstelle konnte ich Beruf und Studium gut miteinander verbinden. Das digitale Format des Studiengangs war für mich ein echter Vorteil, weil es mir die nötige Flexibilität gegeben hat, eine gute Balance zwischen Arbeit und Lernen zu finden.

Mit welchen Erwartungen und Wünschen sind Sie ins PCM-Studium gegangen? Und wurden diese erfüllt?

Ich bin mit großen Erwartungen und klaren Zielen ins PCM-Studium gestartet. Mir war wichtig, sowohl in der Medizin als auch im Praxismanagement mehr Wissen zu sammeln und dieses direkt in meinem Arbeitsalltag einzusetzen. Von Anfang an hatte ich im medizinischen Bereich die Unterstützung meiner Chefs, was mir sehr geholfen hat, das Gelernte in der Praxis umzusetzen.

Natürlich lief nicht alles von Anfang an reibungslos. Besonders bei den Online-Klausuren gab es technische Herausforderungen, die anfangs für einige Schwierigkeiten sorgten. Mit der Zeit hat sich jedoch alles eingespielt, und es wurde immer besser.

In unserer Kohorte hatten wir das Gefühl, wirklich etwas Neues mitzugestalten. Wir konnten unsere Ideen und Erfahrungen einbringen, um den Studiengang weiterzuentwickeln. Es ist spannend zu sehen, wie Inhalte und Fächer des Studiengangs mit der Zeit auf die Bedürfnisse der Studierenden optimiert wurden. Manchmal ist man da schon ein bisschen neidisch auf die Veränderungen, von denen spätere Generationen profitieren.

Das Studium hat mir auch außerhalb der Vorlesungen viel gegeben. Ich habe angefangen, mich selbst weiterzubilden, weil es mir Spaß macht, Neues zu lernen und das Gelernte nicht nur in der Praxis, sondern auch in meinem Alltag einzusetzen. Es hilft mir dabei, mich weiterzuentwickeln und meine Ziele zu verfolgen.

Wie ist ihr Studium bei Ihrem Praxisteam, bei Chefs und Kolleginnen/Kollegen, angekommen: Gab es Unterstützung? Oder waren Sie Einzelkämpferin?

Am Anfang meines Studiums standen meine Chefs der Umsetzung des Studienkonzepts mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sie wollten mich auf meinem Weg unterstützen, hatten aber auch Bedenken beziehungsweise eher Fragezeichen – vor allem, was die eigenständige Delegation medizinischer Aufgaben an PCM und die damit verbundenen Haftungsfragen betrifft. In Deutschland sind diese Themen im Gegensatz zu den Niederlanden noch nicht klar gesetzlich geregelt. Deshalb beeinflusst der sogenannte Haftungsvorbehalt für Ärzte stark, wie ärztliche Aufgaben delegiert werden können.

Im Laufe der Zeit haben wir uns durch regelmäßige Absprachen immer besser aufeinander eingespielt. Die konkreten Anwendungsbeispiele haben ihnen Klarheit und mir Sicherheit gegeben, medizinische Aufgaben selbstbewusst zu übernehmen und genau zu wissen, wann ich Rat einholen oder Hilfe benötigen könnte.
Das Praxisteam und die Ärzte unterstützen mich mittlerweile aktiv dabei, meine Aufgaben im Praxisalltag zu übernehmen. Indem ich einen Teil der medizinischen Tätigkeiten übernehme, entlaste ich die Ärzte, sodass sie sich besser auf komplexere Fälle konzentrieren und ihren Patienten, die mehr Zeit benötigen, gerecht werden können.

Was nehmen Sie aus dem Studium mit, welche Qualifikation bringt Sie weiter, was hat Sie geprägt und nach vorne gebracht?

Die Inhalte des Studiums fand ich wirklich hilfreich. Ich konnte mein Wissen in Bereichen wie Praxismanagement und Patientenversorgung erweitern und vor allem Themen wie Qualitätsmanagement, Patientenkommunikation und Case Management direkt im Arbeitsalltag einsetzen.
Die unterschiedlichen Fächer und Aufgaben haben mich darin bestärkt, selbst aktiv zu werden und selbstbewusster zu kommunizieren. Außerdem habe ich gelernt, unter Zeitdruck effizienter zu arbeiten und auch in schwierigen Situationen Lösungen zu finden, ohne den Überblick zu verlieren. Diese Fähigkeiten nutze ich bis heute in meinem Beruf.

Was hat am meisten Spaß gemacht?

Am meisten Freude hatte ich an den Präsenzwochen während des Studiums. Es war toll, die Studienkollegen endlich persönlich zu treffen und nicht nur virtuell miteinander zu kommunizieren. Diese Treffen haben den Austausch und das gemeinsame Lernen viel schöner gemacht und sogar dazu geführt, dass echte Freundschaften entstanden sind. Der persönliche Kontakt und die gemeinsame Zeit haben das Studium für mich zu etwas Besonderem gemacht.

2025 05 16 PCM Abschluss Dortmund 1

 

 

 

 

 

 

 

Stolze Absolventinnen: Cathrin Homölle und einige ihrer Kommilitoninnen aus Westfalen-Lippe bei der offiziellen Feierstunde der FOM im Signal Iduna Park in Dortmund. (Foto: privat)

Gab es Momente, in denen Sie gezweifelt haben? Wenn ja: Was hat geholfen?

Ja, es gab Momente, in denen ich unsicher war. Aber dank der Unterstützung meiner Mitstudierenden konnte ich meine Zweifel abbauen. Wir haben uns gegenseitig geholfen und uns in schwierigen Phasen unterstützt. Es war beruhigend zu wissen, dass ich mit meinen Sorgen nicht allein war. Der Austausch hat mir geholfen, dranzubleiben und das Studium erfolgreich abzuschließen. Die Freundschaften, die dabei entstanden sind, bedeuten mir viel und sind auch heute noch wichtig für mich.

Sie sind jetzt fertige PCM. Inwiefern hat das Ihren Arbeitsalltag verändert? Welche Vorteile ziehen Sie daraus? Wie geht Ihre berufliche Reise nun weiter?

Das Studium hat meinen Arbeitsalltag positiv verändert. Ich übernehme jetzt mehr Verantwortung und arbeite eigenständiger, was mir auch viel Spaß macht. Die Kenntnisse, die ich während des Studiums erlangt habe, helfen mir dabei, sowohl organisatorische als auch medizinische Aufgaben besser zu bewältigen.
Ich spiele mit dem Gedanken, mich weiterzuentwickeln – vielleicht durch den Studiengang Physician Assistant oder einen Masterstudiengang. Das Studium hat bei mir die Lust geweckt, noch mehr zu lernen und neue Möglichkeiten für mich zu entdecken.

Würden Sie den Schritt ins Studium weiterempfehlen?

Ja, ich würde das Studium auf jeden Fall empfehlen. Besonders für alle, die sich weiterentwickeln und mehr Verantwortung übernehmen wollen, ist das PCM-Studium eine tolle Möglichkeit. Es wertet den Beruf der Medizinischen Fachangestellten (MFA), VERAH und NäPa deutlich auf und hilft dabei, neue Herausforderungen anzunehmen und sich in der Praxis weiterzuentwickeln. Die Verbindung von medizinischem Wissen und Management macht den Beruf abwechslungsreicher und spannender.
Jedoch ist so ein Studium auch zeitintensiv und es ist wichtig, dass die Vorgesetzten involviert sind und man gemeinsam das nötige Umfeld schafft – während des Studiums, aber auch danach, um das Erlernte in den Praxisalltag zu integrieren.

Sie sind PCM aus Überzeugung – was macht diesen Beruf für Sie erstrebenswert? Vielleicht sogar zum Traumjob?

Der Beruf ist abwechslungsreich und bereichernd, weil man nicht nur die Abläufe in der Praxis verbessern kann, sondern auch direkt am Wohl der Patienten mitarbeitet. Zukünftig bietet dieser Beruf viele Möglichkeiten, da er Theorie und Praxis geschickt kombiniert und durch arztentlastende Aufgaben echten Mehrwert schafft.
Die Arbeit in einer hausärztlichen Praxis, besonders in einer kleinen Praxis auf dem Land, hat für mich etwas ganz Besonderes. Man kennt die Patienten und oft auch ihre Familien, was eine vertrauensvolle und persönliche Betreuung möglich macht. Diese Nähe sorgt für eine Verbindung, die über die reine medizinische Versorgung hinausgeht.

Ich mag es besonders, wenn man sich Zeit für die Patienten nehmen kann. Es geht nicht nur darum, Krankheiten zu behandeln, sondern den Menschen als Ganzes zu sehen und ihn über längere Zeit zu begleiten. In einer ländlichen Praxis kann man auf die Bedürfnisse der Patienten individuell eingehen.

(Das Interview führte: Daniela Thamm)

Praxisteam Ärzte am Schilden

 

 

 

 

 

Das Praxistream der Ärzte am Schilden geht neue Wehe in der Patientenversorgung. (Foto: Ärzte am Schilden)

Info:

Das Interview mit Cathrin Homölle sowie ein Gespräch mit ihren Chef und weitere Informationen zum Ablauf des PCM-Studiums gibt es zum Nachlesen auch in der aktuellemn Ausgabe des Verbandsmagazins "Hausärztliche Praxis in Westfalen".

Zum E-Paper: